Makuladegeneration

Injektionen und mehr - Innovationen bei der Therapie der altersabhängigen Makuladegeneration

Quelle: http://aad-kongress.de/presse/vollseite.php?presse_id=140

Berlin, Juni 2010

Pressekonferenz der AAD von 2010

Injektionen und mehr - Innovationen bei der Therapie der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD)

Die altersbezogene Makuladegeneration (AMD) ist die häufigste Ursache einer wesentlichen Verschlechterung des Sehvermögens im Alter. 30 Prozent der über 70-Jährigen sind in unterschiedlicher Ausprägung von einer frühen Form der AMD betroffen. Etwa acht Prozent der über 70-Jährigen leiden an der späten Form der AMD, die mit dem Verlust des zentralen Sehvermögens einhergeht. Lesen, Erkennen von Gesichtern oder Autofahren ist dann meist nicht mehr möglich. Man unterscheidet die häufigere "trockene" AMD von der selteneren aber schwerwiegenderen "feuchten" AMD. Auch wenn eine vollständige Erblindung durch diese häufige Erkrankung selten ist, so ist die AMD doch die häufigste Ursache einer hochgradigen Sehverschlechterung (Sehschärfe unter 0,1), die dann definitionsgemäß einer Erblindung gleichgesetzt wird.

Die Wissenschaft hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte im Verständnis, der Diagnose, aber auch in der Therapie dieser Erkrankung erreichen können. Obwohl es bis heute noch keine echte Heilung der AMD gibt, so stehen heute Behandlungsoptionen zur Verfügung, die die Erkrankung verlangsamen lassen oder sogar eine Verbesserung und Erhaltung der Sehschärfe ermöglichen.

Etabliert ist heute für die Behandlung der "feuchten" AMD die Injektion eines Medikamentes (Anti-VEGF) in das Auge, das die neugebildeten krankhaften Blutgefäße unter der Netzhaut beeinflusst und dadurch die Netzhaut wieder "austrocknet". Diese Injektionen in das Auge müssen aber nach jeweils vier Wochen wiederholt werden, solange, bis die Netzhaut nicht mehr durch die Flüssigkeit und die Blutgefäße "verdickt" ist. Hierdurch kann die Sehschärfe bei über 90 Prozent der Patienten auf dem Stand zu Beginn der Injektionen gehalten werden. Bei gut 30 Prozent der Patienten kommt es zu einer Verbesserung der Sehschärfe. Je früher im Verlauf dieser Erkrankungsform die Medikamente verabreicht werden, desto besser ist die letztendliche Sehschärfe.

Neben der Injektion kommt somit der Früherkennung und der genauen Diagnose der Makuladegeneration eine entscheidende Rolle zu. Die Entwicklung neuer bildgebender Verfahren, mit denen die Netzhaut schmerzfrei und exakt dargestellt und vermessen werden kann, hat die Therapie der AMD wesentlich ermöglicht. Alternative Medikamente werden getestet, ebenso wie Systeme, die Medikamente langsamer freisetzen und somit die Häufigkeit der Injektionen in das Auge reduzieren. Getestet werden jetzt auch Kombinationen unterschiedlicher Medikamente. Ergebnisse dieser Studien stehen jedoch noch aus.

Die Therapie mit dem Laser bei der AMD ist mittlerweile fast vollständig durch die medikamentöse Therapie ersetzt. Eine Chirurgie an der Makula ist bei der AMD heute fast nur noch dann notwendig und sinnvoll, wenn aus den krankhaften Blutgefäßen hinter der Netzhaut eine massive Blutung eingetreten ist. Bei der frühen Form der AMD kann die orale Einnahme von Antioxidanten und Zink den Verlauf der Erkrankung verlangsamen und die Progressionsrate deutlich reduzieren. Neue Medikamente sind entwickelt und werden derzeit in klinischen Studien evaluiert, die noch spezifischer das Fortschreiten der trockenen AMD (bei der sogenannten areolären atrophischen Form) verhindern können. Forscher haben Erkenntnisse aus der Genetik erarbeitet, die zeigen, dass bei Veränderung eines bestimmten Faktors (complement factor H) eine höhere Neigung zur Erkrankung besteht und dass hierüber auch eine Therapie denkbar ist. (Auf dem Subspecialty Day Retina wird der aktuelle wissenschaftliche Stand hierzu dargestellt.)

Wenn aber eine Verbesserung mit Medikamenten nicht erreichbar ist oder aber die verbleibende Sehschärfe trotz der Stabilisierung für eine Lesefähigkeit nicht mehr ausreicht, so stehen sogenannte vergrößernde Sehhilfen zur Verfügung, die als Hilfsmittel mit angepasst werden können.

(Es gilt das gesprochene Wort!)
Berlin, Juni 2010

Professor Dr. med. Dr. med. habil. Anselm Kampik,
Generalsekretär der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG),
Direktor der Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München