Makuladegeneration

Makuladegeneration: Eine Lucentis-Alternative und eine Stammzelltherapie - VEGF Trap-Eye bei feuchter AMD

Publikationen VEGF Trap-Eye bei feuchter Makuladegeneration


Quelle: Deutsches Ärzteblatt
www.aerzteblatt.de/nachrichten/43617/Makuladegeneration_Eine_Lucentis-Alternative_und_eine_Stammzelltherapie.htm

22.11.2010

Makuladegeneration: Eine Lucentis-Alternative und eine Stammzelltherapie

Berlin/Marlborough - Die Behandlungsmöglichkeiten bei der fortgeschrittenen sogenannten feuchten altersbedingten Makuladegeneration (AMD) könnten sich auf absehbare Zeit erweitern. Zwei randomisierte Studien zeigen, dass das Fusionsprotein Aflibercept die Sehkraft in ähnlicher Weise erhält wie der Therapiestandard Ranibizumab. In den USA hat eine Firma die Genehmigung für eine Stammzelltherapie erhalten.

Die feuchte AMD ist in den Industrieländern die häufigste Ursache einer Erblindung im Alter über 65 Jahren. Therapiestandard ist derzeit eine monatliche intraokuläre Injektion des monoklonalen Antikörpers Ranibizumab (oder aus Kostengründen auch des wesentlich preisgünstigeren Bevacizumabs).

Beide Wirkstoffe binden den Wachstumsfaktor VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor), der im Auge die Proliferation von pathologischen Blutgefäßen stimuliert. Den gleichen Effekt erzielt Aflibercept, das Bayer Health Care (Berlin) in Zusammenarbeit mit der US-Firma Regeneron aus Tarrytown/New York unter der Bezeichnung VEGF Trap-Eye einführen möchte.

Im Unterschied zu Ranibizumab ist Aflibercept ein Fusionsprotein, bei dem Teile des VEGF-Rezeptors mit einem Immunglobulin verbunden sind. Der praktische Unterschied könnte in einer verlängerten Wirkung liegen. Während Ranibizumab monatlich injiziert wird, könnte für Aflibercept ein Intervall von zwei Monaten ausreichend sein, was die Therapie für die Patienten angenehmer machen dürfte und die Zahl der Untersuchungen verringern würde.

Ansonsten scheint die Wirkung ähnlich zu sein. In den Studien VIEW-1 und VIEW-2 wurde an fast 2.500 Patienten die Gleichwertigkeit (genauer die Nicht-Unterlegenheit oder Non-Inferiority) belegt. Beide Medikamente verbessern zu Beginn der Therapie den Visus, wobei die Ergebnisse unter Aflibercept sogar etwas besser zu sein scheinen: Die Patienten gewannen im Mittel 10,9 Buchstaben im Sehtest, verglichen mit 8,1 Buchstaben in der Ranibizumab-Gruppe, ein signifikanter Unterschied.

Das Hauptziel der Therapie besteht indes darin, diesen leichten Gewinn über die Zeit aufrecht zu erhalten und die Erblindung hinauszuschieben. Die Aussichten hierauf sind für beide Medikamente nicht schlecht: Nach 52 Wochen hatten unter Aflibercept - alle zwei Monate appliziert - 95 Prozent der Patienten den primären Endpunkt (Erhalt oder Verbesserung der Sehleistung) erreicht.

Unter der monatlichen Injektion von Ranibizumab waren es 94 Prozent. Die monatliche Injektion von Aflibercept konnte die Ergebnisse nicht weiter verbessern. Auch bei den Nebenwirkungen waren beide Therapien gleichwertig: Die Injektionen können Bindehautblutungen, Augenschmerzen, Netzhautblutungen oder Mouches volantes auslösen.

Einen anderen Therapieansatz verfolgt Advanced Cell Technology aus Marlborough/Massachusetts, die sich der Stammzellforschung verschrieben hat. Den Wissenschaftlern ist es gelungen, embryonale Stammzellen in Retinazellen zu differenzieren. Diese sollen in einer Phase-I/II-Studie 12 Patienten mit Morbus Stargardt unter die Retina transplantiert werden.

Der Morbus Stargardt ist eine angeborene seltene genetische (in aller Regel austosomal-rezessive) Erkrankung. Infolge eines Gendefekts kommt es zur Anhäufung von Abbauprodukten des Sehpurpurs, die zu einer Degeneration der Retina und zum allmählichen Sehverlust führen, der meist zwischen dem 10. und 20. Lebensjahr bemerkt wird.

Die Transplantation soll die Funktion der Retina stabilisieren, was in tierexperimentellen Studien erfolgreich war. Ob auch die Patienten mit Morbus Stargardt von der Behandlung profitieren, wird zukünftigen Studien überlassen bleiben. Die aktuelle Studie wird zunächst die Sicherheit prüfen.

Es gibt Bedenken, dass die Stammzellen die Bildung von Tumoren induzieren könnten. Der Hersteller befürchtet dies nicht, da ja genau genommen keine Stammzellen, sondern daraus differenzierte retinale Epithelzellen transplantiert würden.

© rme/aerzteblatt.de


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