Makuladegeneration

Altersbedingte Makuladegeneration - Laser-Therapie kann vor dem Erblinden schützen

Achtung: Es handelt sich hier um einen älteren Artikel, der die "Photodynamische Therapie" (PDT) zur Behandlung der Makuladegeneration beschreibt. Inzwischen wurden weitere Behandlungsmöglichkeiten entwickelt, die z.T. in Kombination mit der PDT zur Behandlung der AMD eingesetzt werden.

Quelle: welt online 11.09.00

Laser-Therapie kann vor dem Erblinden schützen

An der Universitätsklinik Lübeck wird ein neues Verfahren zur Behandlung der Makula-Degeneration erfolgreich eingesetzt

Von Sina Bartfeld

Lübeck

Die häufigste Ursache für Blindheit ist die Makula-Degeneration. Etwa ein Viertel aller über 65-Jährigen ist davon betroffen. Der Vorsitzende des Berufsverbandes der Augenärzte in Düsseldorf, Uwe Kraffel, bezeichnete die Makula-Degeneration kürzlich als die größte Herausforderung dieses Jahrhunderts an die Augenheilkunde.

Jetzt gibt es neue Hoffnung für die Betroffenen: "Erstmals stoppt eine Behandlung die Erkrankung wirksam", so Professor Ursula Schmidt-Erfurth, Netzhautspezialistin der Augenheilkunde der Universitätsklinik Lübeck. Die Krankheit beginnt mit leichten Sehstörungen: Gerade Linien erscheinen gebogen. Diese Veränderung ist jedoch so gering, dass die Betroffenen sie oft nicht wahrnehmen. Innerhalb weniger Monate schreitet der Prozess jedoch so weit fort, dass kein scharfes Sehen mehr möglich ist: Im Zentrum ihres Sehfeldes erscheint ein verschwommener, oft dunkler Fleck. Nur das Umfeld ist noch zu erkennen, Lesen wird unmöglich. Ursache dafür sind Vorgänge in der Makula, einer nur millimetergroßen Region im Zentrum der Netzhaut. Hier sitzen Lichtrezeptoren, die für das Scharfsehen verantwortlich sind, der übrige Bereich der Netzhaut sorgt für die Orientierung im Raum. Bei der Makula-Degeneration wird diese zentrale Schicht zerstört. "Im Alter wird oft die Barriere zwischen der Gefäßhaut des Auges und der Netzhaut brüchig", erklärt Ursula Schmidt-Erfurth. Bei einigen Patienten wird so die Pigmentschicht der Netzhaut über Jahre hinweg ausgedünnt und das Sehvermögen immer weiter beeinträchtigt. Im Vergleich zu dieser "trockenen Form", wie sie von Ärzten genannt wird, schreitet die "feuchte Form" der Makula-Degeneration wesentlich schneller, innerhalb von Wochen oder Monaten voran. Schmidt-Erfurth: "Die brüchigen Stellen werden größer, und Flüssigkeit dringt in die Netzhaut." Es entstehen kleine Flüssigkeitsblasen und Schwellungen in der Netzhaut. Sie verursachen die gebogenen Linien, die Frühwarnzeichen vor dem schweren Sehverlust. Denn wie bei einem Film ist das projizierte Bild nur so glatt wie die Leinwand. Wird die Degeneration nicht behandelt, vergrößern sich die Risse weiter, und es tritt immer mehr Flüssigkeit aus der Gefäßhaut in die Netzhaut. Schließlich wachsen sogar neue Gefäße in die Netzhaut ein. Dann tritt oft Blut aus, sammelt sich unter und in der beschädigten Makula, und der Patient sieht einen dunklen Fleck. Der Betroffene empfindet dies, als sei er auf einem Auge blind.

Bisher war ein Großteil der Patienten dem Fortschreiten der Krankheit hilflos ausgeliefert: "Binnen zwei Jahren verloren 70 Prozent der Erkrankten das Lesevermögen vollständig", so Schmidt-Erfurth. Die neue "photodynamische" Therapie kann die Erblindung jedoch aufhalten. In einer internationalen Studie mit 609 Patienten wurde bei 60 Prozent die Degeneration gestoppt. Bei 13 Prozent trat sogar Besserung ein. Zwei Behandlungen bei Makula-Degeneration wurden bisher entwickelt: Professor Klaus Eckardt an der Klinik Frankfurt Höchst behandelt operativ: Er verschiebt die Netzhaut. Dafür wird sie erst von ihrem Untergrund getrennt, an den Rändern abgeschnitten, so dass sie schließlich lose wie ein Tischtuch auf dem Tisch liegt. Dann wird sie um ihren einzigen festen Punkt, den Sehnerv in ihrer Mitte gedreht und die Stelle des schärfsten Sehens verschoben.

Andere Ärzte versuchten, die neu gebildeten Gefäße mit Lasern zu veröden, verletzten dabei jedoch teilweise die umliegende Netzhaut. Die photodynamische Therapie hingegen bedient sich eines Tricks, um die neuen Gefäße und nur sie zu finden und zu zerstören. Zunächst wird der Augenhintergrund untersucht, und die Gefäße werden bildlich dargestellt. "Dabei sehen wir, wo sich neue Gefäße gebildet haben", erklärt Schmidt-Erfurth das Verfahren.Ein neuer Wirkstoff namens Verteporfin wird den Betroffenen dann in die Armvene gespritzt. Er lagert sich vorzugsweise an frischen, neu gebildeten Gefäßen an und damit auch an denen, die in die Netzhaut eingedrungen sind. "Dann belichten wir die Regionen im Auge, in denen neue Gefäße gebildet wurden mit einem speziellem Laser", so Schmidt-Erfurth. Dabei gibt der Farbstoff Sauerstoffradikale ab, die die krankhaften Gefäßwände angreifen. So werden nur die neuen Gefäße, in denen sich der Farbstoff abgelagert hat, zerstört. Die Behandlung wird in einigen Fällen innerhalb eines Jahres bis zu vier Mal wiederholt.

An verschiedenen internationalen Kliniken werden derzeit neue Wirkstoffe und Anwendungen entwickelt. Ein ähnlich wie Verteprofin wirkendes Medikament namens Purlytin wird voraussichtlich nächstes Jahr zur Zulassung eingereicht werden. Außerdem läuft eine Studie, in der untersucht wird, ob die Therapie auch bei Makula-Defekten infolge von extremer Kurzsichtigkeit helfen kann. Denn bei über sechs Dioptrien ist die Netzhaut so gedehnt, dass auch hier Risse auftreten und Blutungen entstehen können. "In den laufenden Studien zeigt sich hier eine noch bessere Heilungsrate", so die Ärztin. So könnten mit der neuen Therapie auch junge Menschen vor dem Verlust der Sehkraft gerettet werden.

Eine Makula-Degeneration bleibt lange unbemerkt, bis sie zum raschen Sehverlust führt. Eine frühe Entdeckung und schnelle Reaktion sind entscheidend für den Erfolg einer Therapie. Die Degeneration meldet sich zuerst mit kleinen Sehstörungen. Ein einfacher Test kann auch zu Hause durchgeführt werden. Nötig ist nur ein Blatt Papier mit einem speziellen Karo-Muster, dem Amsler-Muster. Wenn hier Linien verbogen erscheinen, ist dies ein Alarmsignal. Wer eines Tages aufwacht und einen unscharfen oder dunklen Fleck im Sehfeld eines Auges bemerkt, sollte sofort zum Arzt gehen. In der ersten Woche kann ein Enzym in das Auge gegeben werden, das austretendes Blut auflöst. Später ist dies nicht mehr möglich. Patienten mit Makula-Degeneration sollten mindestens alle drei Monate in einer Augenklinik ihren Augenhintergrund auf neu gebildete Gefäße untersuchen lassen. bar


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