Makuladegeneration

AMD: Neue Arzneimittel gegen die "feuchte" Form der Altersabhängigen Makuladegeneration

In der Mitte ein blinder Fleck

Quelle: http://www.uni-heidelberg.de/presse/news07/2702flec.html
Wiederveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Autorin Birgit Sommer, Rhein-Neckar-Zeitung

23. Februar 2007

Neue Arzneimittel gegen die "feuchte" Form der Altersabhängigen Makuladegeneration - Sehfähigkeit kann oft verbessert werden

Die Sehschärfe des Menschen lässt im Alter normalerweise nach. Manchmal steckt dahinter aber die chronische Erkrankung "Altersabhängige Makuladegeneration" (AMD). Ihr Kennzeichen: In der Mitte des Sichtfeldes entsteht ein blinder Fleck. Die Makula, der "gelbe Fleck" auf der Mitte der Netzhaut, der für das Lesen, das Erkennen von Gesichtern, von Farben und feinen Einzelheiten zuständig ist, verliert langsam ihre Funktion.

Für die Behandlung der AMD gibt es jetzt neue Medikamente. Sie helfen zwar nur bei der selteneren "feuchten" Form, und da am besten im Frühstadium, doch die modernen monoklonalen Antikörper sind besser als das, was den Augenärzten bisher zur Verfügung stand. In der Heidelberger Universitäts-Augenklinik haben sie die Photodynamische Therapie praktisch abgelöst. Ihre Zukunft liegt höchstens noch in der Kombination mit den monklonalen Antkörpern.

Die Zerstörung der Makula bei der AMD kann auf zwei Arten geschehen. Bei der "trockenen" AMD werden Abbauprodukte des Stoffwechsels nicht richtig entsorgt. Das führt zu einem langsamen Untergang von Sinneszellen. Zwei Millionen Deutsche sind davon betroffen. "Bei bestimmten Frühformen kann eine Hochdosis-Vitamintherapie helfen", erläutert Prof. Stefan Dithmar von der Universitäts-Augenklinik. Auch wenn jetzt weltweit eine Patientenstudie die Wirksamkeit des Medikaments "Fenretinide" bei der Spätform der trockenen AMD beginnt - bisher gilt die Krankheit als unheilbar.

Besser sieht es bei der "feuchten" Form aus. Hier wachsen krankhafte, minimal kleine Blutgefäße unter die Makula.

Dort verursachen sie Leckagen; Flüssigkeit und Blut treten aus und führen zu einem Abheben des Netzhautgewebes, das anschließend vernarbt. Blind sind die Betroffenen damit nicht, aber das zentrale Sehen, das Lesen, das Gesichtererkennen funktioniert nicht mehr.

Drei moderne Medikamente aus der Krebsforschung, so genannte VEGF-Hemmer, können die Gefäße am unkontrollierten Wachsen hindern. Sie werden vom Arzt im sterilen OP-Saal direkt in den Glaskörper des Auges gespritzt - "fast schmerzfrei", wie Prof. Stefan Dithmar betont. Das muss alle vier Wochen über mindestens ein halbes Jahr geschehen.

"Macugen" (Wirkstoff: Pegaptanib) hindert nach Angaben Prof. Dithmars das Fortschreiten der Krankheit. Dass sich die Sehfähigkeit verbessere, sei selten. Seit Januar ist "Lucentis" (Wirkstoff: Ranibizumab) zugelassen - mit mehr als 1500 Euro pro Spritze eine sehr teure Therapie. In klinischen Studien ist "Lucentis" bisher das einzige Medikament, das bei einem größeren Teil der Patienten zu einer Verbesserung führen konnte.

Die meisten Augenärzte weltweit verwenden das dritte Medikament, "Avastin" (Wirkstoff: Bevacizumab), das eigentlich für die Behandlung von Darmkrebs zugelassen ist. Man kennt als Mediziner die Wirkung aufs Auge, hat aber keinen Nachweis durch Studien. Da der Wirkstoff von "Lucentis" aus dem "Avastin"-Wirkstoff abgeleitet wurde, ist die Anwendung nicht abwegig, zumal eine Dosis von "Avastin" nur 20 bis 50 Euro kostet. Der Hersteller von "Avastin" hat kein Interesse an kostenintensiven Studien, ist er doch auch der Hersteller des teuren "Lucentis". Gespannt warten die Ärzte deshalb auf die Ergebnisse einer staatlich finanzierten Studie in den USA, die beide Wirkstoffe vergleicht.

"Eine hundertprozentige Gewähr auf einen Stopp der Makuladegeneration gibt es nicht", unterstreicht Prof. Stefan Dithmar. Die beste Chance biete die Früherkennung: "Einmal jährlich zum Augenarzt!", ist seine Empfehlung für Ältere.

Hintergrund

AMD: Früherkennung ist wichtig.

Bis zu zwei Millionen Deutsche leiden an AMD, der Altersabhängigen Makuladegeneration, bei der die Sehfähigkeit im Zentrum des Gesichtsfeldes schwindet. Risikofaktor, an der AMD zu erkranken, ist das Alter, Raucher sind gefährdet, und Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Als Risikofaktoren werden auch hoher Blutdruck, der Mangel an gewissen Vitaminen und Mineralstoffen in der Ernährung und starke Sonneneinstrahlung vermutet, denn UV-Strahlen können die Netzhaut schädigen. Als Vorbeugung gelten dementsprechend Rauchentwöhnung, gesunde Ernährung mit Obst und Gemüse, das Tragen einer Sonnenbrille bei starker Sonneneinstrahlung und der regelmäßige Selbsttest mit dem Amsler-Gitter (beim Augenarzt).

Auch an Badezimmer-Kacheln oder Fensterkreuzen kann man nachprüfen, ob gerade Linien etwa wellenförmig oder verschwommen erscheinen. Wichtig ist, die Augen einzeln zu prüfen, denn die Erkrankung beginnt auf einem Auge, und der Sehverlust wird in der Anfangsphase durch das zweite Auge ausgeglichen. Der Patient merkt die Erkrankung zu spät.

Birgit Sommer
© Rhein-Neckar-Zeitung

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